Stärken und Begleiten
Unser Projekt - Stärken und Begleiten
Seit Jahren beschäftigt uns der Übergang von der Schule in das Berufsleben und das Finden eines geeigneten Platzes im Berufsleben für die Schüler*innen des SBBZ Lernen. Schüler*innen mit einer gravierenden Einschränkung im Lernen haben es sehr schwer einen für sie passenden und zufriedenstellenden Platz im Erwerbs- und Erwachsenenleben zu finden.
Sie sind in verschiedenster Hinsicht von Einschränkungen in der sozialen Teilhabe betroffen. Das Lernverhalten ist schwerwiegend und langanhaltend beeinträchtigt. Wenigen Schüler*innen gelingt es, den Hauptschulabschluss zu machen und direkt im Anschluss an die Schulzeit eine Ausbildung zu beginnen. Allein die Bandbreite der kognitiven Fähigkeiten in der Schülerschaft ist immens.
Mit der Lernbeeinträchtigung einher gehen überwiegend verschiedenste Problematiken im sozial-emotionalen Bereich. Von Entwicklungsverzögerung, Auffälligkeiten im Sozialverhalten und psychosozialen Problematiken ist ein hoher Anteil der Schüler*innen betroffen. Die Verbindung von schwerwiegenden Einschränkungen im Lernverhalten und Defiziten im sozial-emotionalen Bereich erfordert langanhaltende Förder- und Hilfeprozesse.
Die jugendlichen Schulabgänger*innen tun sich schwer, sich für ein berufliches Feld zu entscheiden, das ihren Fähigkeiten entspricht. Über- aber auch Unterschätzen der eigenen Möglichkeiten spiegeln ein unrealistisches Selbstbild und/oder die Flucht in realitätsfremde Traumberufe. Auch für Eltern ist die Erkenntnis, dass ihr Kind bestimmte Berufe nicht erreichen kann, schmerzlich und mit großer Sorge um die Zukunft ihrer Kinder belastet. In einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt steigen die Anforderungen in nahezu allen Berufszweigen an fachlicher, psychosozialer und personaler Kompetenz.
Berufswahl, Bewerbungen und Praktika stehen natürlich auf dem Bildungsplan der Hauptstufenschüler*innen. Die Entwicklung beruflicher Basiskompetenzen ist Inhalt der Hauptstufenkonzeption der Schule. Die Erfahrung zeigt aber, dass die sehr unterschiedlichen Bedarfe bei den Schüler*innen die Möglichkeiten des Schulunterrichts weit übersteigen. Die Fördergemeinschaft hat sich in der Vergangenheit bereits zum Thema Berufsfindung, Übergang Schule in den Beruf und Vorbereitung auf das Erwerbs- und Erwachsenenleben in vielfältiger Weise eingebracht, auch in dem Engagement der Schulsozialarbeiterinnen. Bis 2022 gab es eine Förderung durch das Programm der Berufseinstiegsbegleiter*innen, die allerdings nur für einen Teil der Schülerschaft vorgesehen war. Inzwischen ist auch dieses Programm eingestellt worden.
Die Bandbreite der Lernbeeinträchtigungen und die damit einhergehenden oder zusätzlichen sozial-emotionalen Problematiken ist sehr groß. Eine individuelle und kontinuierliche Begleitung der Schüler*innen in Zusammenarbeit mit den Eltern und der Schule ist deshalb zwingend erforderlich. Die sozialpädagogischen Fachkräfte bei der Fördergemeinschaft, Sina Lang, Stephanie Sprenkmann und Antje Kirchner haben deshalb in Abstimmung mit der Schule ein eigenes, zukunftsweisendes Konzept entwickelt, das alle Schüler*innen der Hauptstufe schon ab der 7. Klasse begleitet. Der Schwerpunkt des Konzepts liegt auf einer intensiven und individuellen Begleitung.
Presseberichte
Artikel der Badische Neueste Nachrichten vom 04.02.2023 zu Stärken und Begleiten
Bausteine der Gesamtkonzeption sind:
Lebensordner
In Klasse 7 wird für alle Schüler*innen nach gleicher Vorlage ein Lebensordner angelegt. Dort werden alle erarbeiteten Unterlagen einsortiert. Es werden lebenspraktische Tätigkeiten beschrieben, Beispiele und Vorlagen abgeheftet (Vorlage einer Kündigung, Überweisung, Lebenslauf, Anschreiben, Bewerbung für Praktikum etc.)
Hamet 3
Es handelt sich um ein wissenschaftlich standardisiertes, handlungsorientiertes Testverfahren zur Erfassung und Förderung berufsbezogener Basiskompetenzen und vorhandener Potenziale junger Menschen. Der umfangreiche Test wird bei allen Schülerinnen und Schülern der 8. Klasse durchgeführt. Das Testverfahren basiert auf 4 Säulen.
Messen – wissenschaftlich konstruiert, normiert, standardisiert. Handlungsorientierte Testaufgaben und Vorprogramme in 6 Faktoren. Softwaregestützte Auswertung und differenzierte Ergebnisdarstellung mit Vergleichsgruppen.
Beobachten – systematisch, standardisiert, objektiviert Merkmale in den Bereichen personale, methodische, soziale und praktische Kompetenz. Die Auswertung ist ICF-orientiert, wie im Bundesteilhabegesetz gefordert.
Selbstreflexion – Zuordnung der Selbsteinschätzung zu den bewerteten Kompetenzbereichen.
Berufsinteressensabfrage – Berufe werden den Berufsfeldern der Agentur für Arbeit zugeordnet. Nachvollziehbare Auswertung und Ergebnisdarstellung für die Teilnehmer*innen.
Die Testergebnisse eignen sich sehr gut als Grundlage für die Beratung der Schüler*innen und ihrer Eltern.
Imageberatung
In Klasse 8 erfolgt eine Imageberatung durch Petra Kirst. „Wer seine Wirkung kennt, kann sein äußeres Erscheinungsbild bewusst gestalten. Stilvolles Auftreten und wertschätzendes Miteinander sind die Schlüssel für vertrauensvolle Beziehungen – auch im Geschäftsalltag“. Frau Kirst führt Praxisseminare und Azubi-Trainings durch, z. B. zu korrekten Umgangsformen im Kundenkontakt. Frau Kirst hat in der Vergangenheit bereits einzelne Seminare an der Augusta-Sibylla-Schule durchgeführt und versteht es auf die spezielle Situation der Schüler*innen einzugehen.
Schulung von sicherem Auftreten
Das sogenannte Starkmacherprogramm dient dazu, den Mut und das Selbstbewusstsein der Schüler*innen zu stärken. Die Entwicklung eines gesunden Selbstbewusstseins ist für die Schüler*innen besonders schwer. Alle haben erfahren müssen, dass sie den Anforderungen der allgemeinen Schule nicht genügen und deren Erwartungen nicht erfüllen konnten. Jedes Telefonat, das Zugehen auf fremde Menschen, Fragen zu stellen oder seine Bedürfnisse zu äußern stellen für die jungen Menschen eine große Herausforderung dar. Das Kennenlernen und Erfahren der eigenen Stärken steigert das Selbstwertgefühl und gibt Mut und Selbstvertrauen. Unsicherheiten, Ängste vor Ablehnung und vor Versagen können abgebaut werden.
Das Üben von verschiedenen Alltagssituationen steht in Klassenstufe 7 im Vordergrund. In der Klasse 8 steht thematisch das Berufsleben im Vordergrund und die Jugendlichen werden für bevorstehende Praktika und Bewerbungsgespräche vorbereitet.
Theaterpädagogik
Mit den Möglichkeiten der Theaterpädagogik wird in Rollenspielen, Entspannungs- und Sprechübungen, sowie entsprechenden, zielgerichteten Übungen das Selbstvertrauen der Schüler*innen und ihr Mut, Neues in Angriff zu nehmen, gestärkt und die Persönlichkeitsentwicklung gefördert. Jessica Scherer als Theaterpädagogin arbeitet im Starkmacherprogramm mit Antje Kirchner zusammen.
Eine Einheit mit der Gruppe „Mensch: Theater!“ aus Kappelrodeck, die sich u. a. auf die Arbeit mit Schulen spezialisiert hat, soll das Programm vervollständigen.
Bewerbungstraining
und Erarbeiten der Unterlagen im Team.
Ausbau von Kooperationen
mit den beruflichen Schulen, den Berufsberater*innen und der Agentur für Arbeit, dem BVE (Berufsvorbereitende Einrichtung) und dem KoBV (Kooperative berufliche Bildung und Vorbereitung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt).
Finanzierung
Dank der finanziellen Unterstützung durch die Stiftung Bildung, die Schäkelstiftung, die BBBank, die Hildegard-Julius-Strübel-Stiftung, durch Mittel der IG-Metall und Spenden von Firmen konnten wir den Schritt wagen, erste Versuche unternehmen und die Konzeption in Abstimmung mit der Schule entwickeln.
Im Jahr 2022 startete das Projekt „Stärken und begleiten“ und wurde im vergangenen Jahr aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds gefördert. Dieser Zuschuss vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg wird aus Mitteln der Europäischen Union getragen. Auch der Landkreis Rastatt als Schulträger trug zur Finanzierung bei.
Unser Ziel ist es, „Stärken und begleiten“ als dauerhafte Hilfe für die Schüler*innen zu installieren. Die Fördergemeinschaft hat bereits verschiedene Initiativen gestartet, wird allerdings noch eine finanzielle Durststrecke durchhalten müssen.
Hierfür brauchen wir dringend finanzielle Unterstützung.